Tasty Brands ep 005 Maria & Rupert - Hagler Schweinemastbetrieb
"Man ist immer konfrontiert zwischen der Idylle, die in der Werbung gezeigt wird, und den Skandalen, die von den Tierschützern aufgedeckt werden.
Was die Wirklichkeit ist, kann man nur mitbekommen, wenn man es selbst erlebt."
Maria Hagler, Co-Founder CEO Hagler Schweinemast & Ackerbau Betrieb
Rupert Hagler, Co-Founder CEO Hagler Schweinemast & Ackerbau Betrieb und Vorsitzender Aufsichtsrat EZG Gutstreitdorf
Rupert & Maria Hagler
In dieser Geschichte geht es um den Erhalt kleiner Familienbetriebe in der österreichischen Landwirtschaft, es geht um das Wahren und Wertschätzen von Rohstoffen und dem wertvollen Produkt Fleisch.
Die Mission von Maria und Rupert Hagler und den Landwirten aus ihrer Gemeinde ist es, wieder ein Verständnis für die Landwirtschaft zu schaffen. Dabei geht es um Transparenz, Ehrlichkeit und offenen Austausch zu einem Thema, das hart umstritten ist: der Fleischproduktion.
Als Enkelsohn eines Fleischhauers ist es mir ein besonderes Anliegen, die Sichtweise von Maria und Rupert in diesem Interview zu bringen.
Ihr Projekt ist ein großartiges Beispiel dafür, wie man, mit selbst einem schwierigen und geladenen Thema, mit der richtigen Kommunikation ehrliche Aufklärungsarbeit leisten kann.
Dieser Artikel ist für alle Unternehmen, die mit Fleisch zu tun haben und für die, die und erfahren wollen, wie das Thema Fleisch von zwei passionierten Landwirten gesehen wird. Viel Spaß beim Lesen, es mag der ein oder andere Aha-Moment darin verpackt sein. Freue mich auf euer Feedback.
Fragen von Philipp an Maria & Rupert:
- Schweinemastbetrieb statt Modegeschäft: Wie die Haglers zu Landwirten wurden
- Ist es gesellschaftlich vertretbar, Fleisch produzierender Landwirt zu sein?
- Wie bringt man die Gesellschaft wieder zur Landwirtschaft?
- Wie geht ihr mit Kritik in der Fleischproduktion um?
- Was sind eure Ziele?
- Ist die Zukunft von Fleisch ein Heuschreckenburger?
1: Schweinemastbetrieb statt Modegeschäft: Wie die Haglers zu Landwirten wurden
Der Hof der Haglers in St. Valentin
RUPERT
Wir sind Rupert und Maria Hagler aus Niederösterreich, aus St. Valentin. Wir sind ein Schweinemastbetrieb und Ackerbaubetrieb aus dem Mostviertel.
PHILIPP
Wie seid ihr zu dem Job gekommen? Warum macht ihr das?
MARIA
Unerwartet, ich komme nicht aus der Landwirtschaft. Eigentlich war es vorgesehen, dass ich das Modegeschäft meiner Eltern in Wien übernehme und Rupert mitkommt.
Ich habe dazu eine Ausbildung gemacht, in einer Werbeagentur, im Büro gearbeitet – ganz andere Dinge gemacht.
Es schien immer klar: den Hof bekommt der Älteste. Und Rupert ist der Zweite in der Reihenfolge. Aber bei Rupert habe ich immer gespürt: Das wär schon sein Traum.
RUPERT
Der Familienfrieden ging vor.
Aber auf einmal hat es geheißen, ob wir den Betrieb übernehmen wollen?
RUPERT
Grundsätzlich haben wir ja gesagt, vorausgesetzt, dass meine Brüder einverstanden sind.
PHILIPP
Vom Modegeschäft in Wien zum Schweinemastbetrieb im Mostviertel. Das ist ja ein komplett anderer Lebensstil?
RUPERT
Ich habe Maria überzeugen können, dass sie den Weg mit mir geht.
MARIA
Eine Bedingung habe ich aber schon gestellt:
Ich möchte mich immer mit anderen Berufsgruppenvergleichen können: Was Urlaub betrifft. Was Finanzielles betrifft. Was persönliche Entscheidungen betrifft.
Das haben wir einander versprochen. (Zu Rupert gewandt) Und du hast das bis jetzt gut eingehalten.
MARIA
Wir sind sehr glücklich. Wir haben auch schon ein paar Dinge geschafft.
RUPERT
Maria ist sehr innovativ, was unsere Weiterentwicklung betrifft. Ich sehe eher die Herausforderungen.
MARIA
Er ist der Rechner. Und ich bin die Marketing-Strategin.
PHILIPP
Wie groß ist euer Hof? Habt ihr Mitarbeiter?
MARIA
Wir sind ein reiner Familienbetrieb. Wir haben das Glück, dass die Eltern von Rupert uns noch tatkräftig unterstützen.
Und unser ältester, Johannes (20), soll den Hof bekommen. Er ist gerade in der Berufsschule. Wenn er heimkommt, packt er mit an.
Es ist wichtig, dass man die Hofnachfolge klärt.
MARIA
Unsere anderen Kinder haben andere Möglichkeiten, sich zu entfalten.
Schweinestall Hagler Mastbetrieb
2: Ist es gesellschaftlich vertretbar, Fleisch produzierender Landwirt zu sein?
PHILIPP
Was ist eure größte Herausforderung als Landwirte?
RUPERT
Es wird immer schwieriger, als kleiner Betrieb zu überleben, wegen der Auflagen, wegen der immer größeren Mengen, die man produzieren muss, damit sich ein Betrieb rechnet.
Wenn kleine Familienbetriebe weiter existieren sollen, muss die Landwirtschaft ein attraktiver Arbeitsplatz bleiben.
Viele der Jungen sagen: Die Arbeit ist zu hart und anstrengend. Ich mache was anderes.
In jeder Ortschaft waren früher 20 Landwirte, je nach Größe.
Jetzt sind verhältnismäßig nur noch zwei übrig.
RUPERT
Als Landwirte und Schweinefleischproduzenten haben wir letztes Jahr eine Zeit lang auch gezweifelt.
MARIA
Wir haben immer das Gefühl gehabt, dass es den Tieren in unserem Betrieb gut geht, aber wir waren uns nicht sicher: können wir das noch gesellschaftlich vertreten?
Ist das noch eine erstrebenswerte Zukunft für unseren ältesten Sohn?
RUPERT
Und die Sache ist die, wenn wir in Österreich oder Deutschland kein Fleisch mehr produzieren würden, dann kommt es halt beispielsweise aus „China“.
Da hat man dann aber kaum noch Kontrolle über die Qualität oder Haltungsweise, welche Auflagen es gibt und ob die wirklich eingehalten werden.
PHILIPP
Was ist das Besondere an Familienbetrieben und wieso ist es wichtig, dass es sie gibt?
MARIA
Ich glaube, wenn man selber einen Betrieb hat, dann arbeitet man anders darauf, als wenn man dort angestellt ist. Ich identifiziere mich anders, es ist persönlicher.
Es gibt viele ausgezeichnete Mitarbeiter.
Aber sobald mir das gehört, glaube ich schon, dass man mehr Herzblut reinsteckt und Liebe zum Detail hat.
Schweinestall Hagler Mastbetrieb
3: Wie bringt man die Gesellschaft wieder zur Landwirtschaft?
PHILIPP
Wie seid ihr zu dem Projekt Schule am Bauernhof gekommen? Warum macht ihr das?
MARIA.
Es wurde diskutiert bei einer Bäuerinnensitzung der Gemeinde:
„Die Kinder wissen nichts mehr. Die Kühe sind lila.“
Wenn unsere Kinder keinen Bezug mehr haben, geht unsere Lebensmittelkultur und Traditionen verloren.
Nur mehr 2 % der Gesellschaft haben die Möglichkeit, in der Landwirtschaft aufzuwachsen.
Wir müssen wieder unsere Tore öffnen. Wir müssen zeigen, was auf unseren Höfen passiert, um mit vielen Missverständnissen und einseitig präsentierter Information aufzuräumen.
Man ist immer konfrontiert zwischen der Idylle, die in der Werbung gezeigt wird, und den Skandalen, die von den Tierschützern aufgedeckt werden.
Was die Wirklichkeit ist, kann man nur mitbekommen, wenn man es selbst erlebt.
Zwischen den beiden Extremen soll man die Möglichkeit haben, zu sagen, ich war im Laufe meiner Schulausbildung auf verschiedenen Bauernhöfen. Dort habe ich gesehen, den Tieren geht es gut und mir selbst darüber eine Meinung gemacht.
RUPERT
Ich war von der Idee natürlich begeistert! (sarkastisch)
MARIA
Rupert war total dagegen.
PHILIPP
Wieso warst du nicht begeistert?
RUPERT
Das Problem ist, die Schule am Bauernhof war bis zu dem Zeitpunkt - 2011 ist das gestartet – ein Projekt für Streichelzoos.
Die Bauernhöfe, die da mitgemacht haben, hatten ein paar Schafe, Hasen, ein Schweinchen und ein Pferd. Dann sind die Kinder gekommen und haben mit denen gespielt, das war Landwirtschaft.
PHILIPP
Wie viele Schweine habt ihr?
RUPERT
1700.
PHILIPP
Schon ein paar Schweine.
MARIA
Viel Verantwortung.
RUPERT
Ich habe gesagt, das machen wir nicht. Aber wenn sich die Damen was in den Kopf setzen... (lacht)
PHILIPP
Das heißt, Ihr habt eigentlich eine komplett neue Ebene hineingebracht, die zeigt, wie Landwirtschaft wirklich ist.
MARIA
Ja, und wir waren die ersten konventionellen Vollerwerbsbetriebe, die in Österreich Schule am Bauernhof so umgesetzt haben.
Die Ausbildung zur Schule am Bauernhof dauert sechs Tage. Die waren dort auch zuerst ein bisschen ratlos mit uns.
Es war für die AusbilderInnen spannend. Es war für uns auch spannend. Wir haben viel gelernt.
RUPERT
Normal ist dieses Programm, sage ich einmal, für touristische Bauernhöfe.
Die meisten machen die Ausbildung wegen des finanziellen Zuverdienstes, den sie als “Streichelbauern” erwirtschaften.
MARIA
Wir hingegen wollen es nur zur Imagearbeit nutzen. Die Kosten decken sich, aber es ist kein finanzielles Standbein.
Wir haben das Projekt in der Gemeinde präsentiert. Und gesagt, wir hätten gerne, dass die Gemeinde sich beteiligt, den Bus zahlt. Wir finden, das Projekt sollte verpflichtender Teil des Schulunterrichts werden.
Die Direktoren und Lehrer haben das irrsinnig gut angenommen.
PHILIPP
Wie schaut das Programm aus? Was macht ihr?
MARIA
Wir schauen, dass wir mit allen Sinnen arbeiten.
Sie müssen z.B. ein “Frühstücksmüsli” für ein Schwein herrichten: Den Weizen abwiegen, mahlen, mit der Getreidemühle und alle Zutaten zusammenmischen.
Sie erfahren auch, dass der Weizen, der bei uns am Feld wächst, den wir unseren Schweinen füttern, dasselbe ist wie der Weizen, womit ganz normales Brot gebacken wird.
Wir backen mit den Kindern dann “Weckerl”, mit diesem Weizen.
Jeder kann das so formen, wie er will, kann Speck -von unseren Schweinen- reingeben oder drüber streuen. Wir haben auch Käse, Sesam… Es wird nie ein normales Weckerl: ein Gesicht, eine Pizza, ein Traktor.
Oft glauben die Leute, wir füttern den Schweinen irgendwas Chemisches. Aber alle Futtermittel sind auch für uns Menschen unbedenklich essbar.
RUPERT
Wenn das Weckerl fertig ist, kommt die AMA-Gütesiegel Fahne rein. Das ist ein Geschenk, das sie so mit nach Hause nehmen, mit einer wichtigen Message.
Schule am bauernhof bei den Haglers
MARIA
Nach der Futterkammer gehts in den Stall.
Jedes Team geht dann in den Stall mit einem Arbeitsauftrag und hat etwas anderes zu beobachten. Was machen die Schweine gerade? Womit können sie spielen? Wie viele Schweine sind in einer Box?
RUPERT
Da wird auch diskutiert. Warum sind die Schweine in Buchten eingeteilt?
Ich versuche es immer einfach zu erklären. „Wenn 200 Tiere in einem Bereich wären, wird es unübersichtlich. Wenn 25 in einer Bucht sind, dann sieht man, ob die Tiere gesund sind oder wenn sie sich verletzen.
Deswegen ist das so.
Als Nächstes fahren wir auf das Feld mit einem Oldtimer Traktor. Da sehen sie, wo das Getreide wächst.
Wir haben auch noch einen Tret-Gokart Parkour, es gibt viel Action.
MARIA
Nur mit Wissenstransfer geht es nicht. Sie brauchen eine gute Mischung, es muss ein Abenteuer sein.
Ein Kind hat sich am Schluss in die Wiese gelegt und gesagt, er liebt diesen Bauernhof.
Das ist für uns so schön!
PHILIPP
Und wie hast du schlussendlich dann Rupert davon überzeugen können?
RUPERT
Ich habe am Anfang gedacht, Kinder kann man vielleicht etwas erklären, aber die Eltern sind schwierig.
Aber am Ende war es super.
Man kann diskutieren über Landwirtschaft und Sachen erklären. Am Ende habe ich mich sogar darüber gefreut, dass so viele dabei waren.
Wann hat man sonst die Gelegenheit für diesen wertvollen Austausch?
Es sollen ruhig alle kommen!
Schule am bauernhof bei den Haglers
4: Wie geht ihr mit Kritik an der Fleischproduktion um?
PHILIPP
Was sind kritischen Fragen, die auftauchen?
RUPERT
Der Spaltenboden ist ein Thema.
PHILIPP
Warum wird das so negativ gesehen mit den Spaltenböden?
RUPERT
Weil das Thema die letzten Jahre nur durch den Kakao gezogen wurde.
MARIA
Es wird negativ kommuniziert. Und somit ist es negativ.
PHILIPP
Was sind die Hauptkritikpunkte, warum das schlecht sein soll?
MARIA
Die Schweine sollen kuscheliges Stroh haben. Stattdessen müssen sie auf den harten Betonspalten liegen.
Der Spaltenboden hat aber viele Vorteile aus hygienischer und gesundheitlicher Sicht für das Tier. Ein Vorteil ist zum Beispiel, dass die Schweine gut und sicher auf den Spalten stehen. Sie können sich nicht verknöcheln.
Man hat als Landwirt eine super Übersicht. Man erkennt kleine Verletzungen sofort.
Die Schweine sind sehr sauber, was im 20 cm tiefen Stroh nicht immer der Fall ist.
RUPERT
So kommt man, auf viele weitere Themen. Und wir dürfen erklären, warum wir etwas machen.
Ein weiteres Thema, das oft kommt, ist: was ist Massentierhaltung?
Ein negativer Begriff.
MARIA
Aber es gibt keine klare Definition.
Sind es 20 Schweine, 200, 2000, 20.000? Oder so wie in China 26 Stöcke mit 200.000 Schweinen. Es ist nicht definiert.
PHILIPP
26 Stöcke hoch, das ist heftig!
RUPERT
Ja, ein Beispiel dafür, wie andere Länder ganz andere Auflagen haben.
MARIA
Wir definieren Massentierhaltung so:
Wenn ich keine Kontrolle mehr über meine Tiere habe, können es zehn Katzen in einer Wohnung in Wien sein und das ist Massentierhaltung. Oder 20 Schweine in einem Mastbetrieb.
Sobald ich nicht mehr dafür sorgen kann, dass es den Tieren gut geht, ist für uns Massentierhaltung. Es ergibt keinen Sinn, es an einer Stückzahl zu definieren.
Wir gehen immer zu zweit durch den Stall. Wir dokumentieren und schreiben mit. Das ist essenziell.
Du hast eine Verantwortung gegenüber den Tieren und es ist unser wirtschaftlicher Erfolg, der von dem abhängig ist.
Schweinestall Hagler mastbetrieb
5: Was sind eure Ziele?
PHILIPP
Was kommt nach diesem ersten Erfolg: Schule am Bauernhof? Was könnte man noch machen, um diese Arbeit weiterzuführen?
MARIA
Es wird eigentlich sehr viel über Landwirtschaft unterrichtet, ohne dass die Lehrer jemals auf einem Bauernhof waren.
Jeder Pädagoge oder Lehrer sollte das verpflichtend zumindest einmal im Zuge der Lehrerausbildung machen müssen.
Aber in die Lehrerausbildung reinzukommen, ist schwerer als vermutet.
RUPERT
Wir müssen eigentlich gemeinsam mit den Ministerien ein richtiges Bild der Landwirtschaft schaffen.
Wir müssen aufstehen und sagen, hallo liebe Leute, wir produzieren super Produkte in vielen Bereichen, die wiederum super Arbeitsplätze schaffen.
Natürlich müssen wir uns ständig weiterentwickeln und verbessern, aber wir sind Weltmeister darin, dass wir täglich alles schlechtmachen, was die Landwirtschaft tut.
MARIA
Wir sind auch Weltmeister darin, dass alle schreien, Fleisch ist schlecht für die Gesundheit.
Fleisch ist ein irrsinnig wertvolles Lebensmittel, ein verträgliches Lebensmittel, also ich kenne keinen, der eine Fleischallergie hat. Das gibt es nicht.
Früher bin ich angestanden, wenn es heißt, Fleisch ist schlecht, Fleisch und Cholesterin.
Um für die Diskussionen besser gewappnet zu sein, habe ich die Ausbildung zur Ernährungstrainerin gemacht an der Vital-Akademie.
Und Fleisch ist ein super Produkt. Man braucht keine Nahrungsergänzungsmittel, wenn man sich ausgewogen ernährt.
PHILIPP
Warum sollte man Fleisch essen?
MARIA
Tierisches Eiweiß wird besser aufgenommen als pflanzliches, ist Fakt.
Beim Schweinefleisch, die Vitamin-B-Gruppe, das Vitamin B12 zum Beispiel – sehr wichtig für die Nerven – kriegst du sonst nirgends.
Wenn ich mich vegan ernähre, gibt es für mich nur eine seltene Meeresalge, die Vitamin B12 hat. Die ist aber schwierig zu bekommen und dann ist darin nur sehr wenig B12 enthalten.
Das heißt, ich muss künstlich supplementieren.
Weiteres: Mädels, die in die Pubertät kommen, haben fast alle Eisenmangel. Fleisch ist eine sehr wertvolle Eisenquelle, oder Zink und Kalzium für Haare und Nägel. Fleisch ist für Menschen gemacht, auch für den Darm.
Wenn ich nur Gemüse esse, wird mir etwas fehlen. Wenn ich nur Fleisch esse, genauso, es soll immer ausgewogen sein.
Ich darf und soll Fleisch essen. Das darf man auch laut sagen!
6. Ist die Zukunft von Fleisch ein Heuschrecken-Burger?
PHILIPP
Was sagt ihr in dem Sinne zu Sachen wie cultured meat – wenn das Fleisch im Labor künstlich heranwächst?
RUPERT
Bei uns wird alles hinterfragt, wie halten wir die Tiere, wie füttern wir die Tiere, was geben wir ihnen?
Bei so etwas hinterfragt gefühlt niemand, was da wirklich drin ist.
Ich finde auch die Haltung problematisch zu glauben, man sei ein besserer Mensch, weil man Veganer ist.
MARIA
Das ist gut, das ist böse.
Es soll doch lieber jeder so leben, wie er leben will. Die Jugend definiert sich über Essen. So esse ich, so lebe ich, so bin ich.
Wenn jemand Fleisch aus dem Labor schmeckt, oder er sich so definiert, dann soll er die Wahlfreiheit haben.
Aber ich möchte dann nicht als schlechter Mensch gehandelt werden, wenn ich es nicht tue.
Wenn ich 50 Heuschrecken brauche für so ein Insekten-Burgerpatty, ist das besser?
Ist ethisch gesehen das Leben von einer Heuschrecke weniger Wert? Vielleicht brauche ich 50.000 Heuschrecken statt einem Schwein. Ist das dann gut?
Und wie sind die Heuschrecken gehalten? Was essen die eigentlich?
RUPERT
Wo geht Massentierhaltung los?
MARIA
Ethisch gesehen lebt ein Mehlwurm genauso. Und eine Heuschrecke ist eigentlich auch ganz lieb.
PHILIPP
Guter Punkt. Der Mensch wird immer einen Impact auf seinen Lebensraum haben. Die Frage ist, wie bewerte ich und gewichte ich das. Was hat Priorität und wo soll die Reise hingehen?
MARIA
Ja, genau und hören wir auch damit auf, das Fleisch täglich schlechtzureden, es ist ein gutes, wertvolles Produkt.
So wie jetzt Tiere gehalten werden, die Rahmenbedingungen sind so gut wie noch nie zuvor.
Und auf das kann man ja mal stolz sein und sagen, so weit sind wir.
Das ist gut!