Tasty Brands ep 001: Simon Sardoschau - Alpakas
“Der Investor Markt ist so ein bisschen wie am Kunstmarkt, da geht, es darum wer ist das coole Team, wer ist das heiße Ticket. Und da gehts um Brand - das ist ein mega Thema für die Investoren.”
Simon Sardoschau CEO Alpakas Technologies - Germany's largest Zero Waste grocery delivery service
In dieser Episode interviewe ich Simon Sardoschau, Co-Founder und CEO von Alpakas Technologies - der prominenteste Zero Waste Lebensmittellieferdienst in Deutschland.
Simon ist ein versierter Markenstratege. Bevor es mit Alpakas los ging, war er Venture General Manager und Lead Venture Architect für BCG Digital Ventures in Berlin. Dort begleitete er zahlreiche Startup-Projekte und Produkt Launches.
Fragen von Philipp an Simon:
1: Warum Alpakas?
Founderteam: Antony Roczek, Tomy Eitner, Simon Sardoschau
PHILIPP:
Wie ist Alpakas entstanden? Warum habt ihr euch entschlossen, dieses Projekt anzugehen?
SIMON:
Bei mir zu Hause sah es schon sehr lange so aus wie die Produkte, die wir jetzt vertreiben. Alles wurde in allen möglichen alten Gurkengläsern und Senfgläsern gelagert. Es wurde aber immer von Plastiktüten da reingefüllt.
Alpakas ist ein Produkt, das ich selbst nutze, von dem ich selbst überzeugt bin und weiß, was praktisch und unpraktisch ist, wo ich auch die Grenzen von bestehenden Angeboten gemerkt habe.
So wie die meisten Menschen, die in Europa leben, bin ich schon mal in einem Zero Waste Laden gewesen. So einem Unverpackt-Store. Und finde das Prinzip cool, aber manchmal etwas umständlich.
Als diese Lieferdiensteuphorie kam, war klar, dass man eigentlich noch 2-3 Schritte weiterdenken kann, als: “Wie bringen wir das, was es in den Supermarkt gibt, nach Hause”.
Damit war die Idee von Alpakas geboren: der erste Zero Waste Lebensmittel-Lieferdienst in Deutschland.
Das Founderteam besteht aus Anthony, der die Operations leitet, Tomy der sich um das Produkt kümmert und ich bin zuständig für die Marketingseite.
Founderteam: Antony Roczek, Tomy Eitner, Simon Sardoschau
Ich habe mit Tomy vorher schon überlegt, ob wir ein Business zusammen machen. Auch einen Lieferdienst für Lebensmittel, aber weniger radikal als Alpakas, nicht voll Zero Waste, aber auf Nachhaltigkeit fokussiert.
Anthony kannte ich durch unsere Zusammenarbeit bei vorherigen Arbeitsstationen.
Es macht mega Spaß, an Sachen zu arbeiten, die man selbst nutzt und versteht.
Wir haben uns im August 2021 zusammengetan und haben mit Investoren geredet. Sobald wir die überzeugt hatten, haben wir die ersten Mitarbeiter überzeugt und losgelegt.
2: Wie wichtig war eure Brand, um Investoren zu gewinnen?
PHILIPP:
Alpakas hat ja bereits in relativ kurzer Zeit viel aufgebaut. Seit dem Launch im November 2021 ist die 2te Version der Alpakas App gelaunched, mit besserer Funktionalität und ansprechenderem Design. Derzeit liefert Alpakas in Berlin und seit Juni 2022 auch in München aus. Weitere Expansion ist in Planung.
Im Februar habt ihr weitere 5 Millionen von namhaften Investoren wie Vorwerk Ventures, FoodLabs sowie Martin Enderle, Verena und Philipp Pausder bekommen.
Wie habt ihr Investoren für eure Brand gewonnen? Und welche Rolle hat eure Brand Identity dabei gespielt?
SIMON:
Der Investor Markt ist so ein bisschen wie am Kunstmarkt, da geht es total darum, wer ist das coole Team, wer ist das heiße Ticket. Und da gehts um Brand - das ist ein mega Thema für die Investoren.
Ein starkes Pitchdeck macht den Unterschied für Investoren.
PHILIPP:
Das heißt, ihr habt, bevor ihr mit Alpakas rausgegangen seid, das Produkt sowie die Mission, Vision, den Purpose, die Positionierung und das Design grundlegend konzipiert?
SIMON:
Genau, also du musst mal kucken: Wie viel Geld gibt man dafür aus?
Mit dem Pitchdeck mitsamt erster visueller Identität sind wir rausgegangen und haben eine Pre-seed Runde abgeschlossen. Dann haben wir noch mal eine neue Brand Identity entwickelt, die quasi ein Level höher geht für die Seed-round.
Und jetzt sind wir kontinuierlich dabei, das zu überarbeiten und deutlich zu schärfen. In dem Prozess sind wir gerade. Wir werden die visuelle Identität schärfen und neu positionieren.
Brand ist ein großer Teil meiner Arbeit. Da bin ich direkt involviert. Das ist sehr wichtig bei einem Produkt wie unserem, bei dem es um eine pragmatische Produktsicht und das Thema Nachhaltigkeit und Impact geht.
Das ist bei uns wichtiger als bei anderen Supermärkten, oder anderen Lebensmittellieferdiensten.
3: Alpakas ist auf allen Touchpoints sehr konsistent. Warum könnt ihr das?
PHILIPP:
Ich finde das sehr cool wie ihr als Brand rüberkommt und wie gut ihr eure Touchpoints miteinander abgestimmt habt - von der App, zu den transaktionalen E-Mails, Newsletter und Social Media, zu der gut gelaunten Person, die mir meine Alpakas Bestellung liefert. Man merkt hier einen sehr deutlichen positiven Unterschied zu anderen Lieferdiensten. Warum könnt ihr das?
SIMON:
Das freut mich, das ehrt uns.
Unsere Fahrer:innen haben auch bessere Laune, wenn sie bei unseren Kund:innen zu Hause ankommen.
Auch die Leute, die bei uns im Lager arbeiten und die bei uns in der Lieferung arbeiten, haben Bock auf die Mission. Genau wie die Leute, die bei uns im Office arbeiten, glauben die daran, dass wir gemeinsam etwas anders machen.
Auch da hilft eine glaubwürdige Mission. Es ist natürlich schwieriger, desto größer man wird, das auch zu kommunizieren, aber ich glaube daran, dass es dauerhaft ein Vorteil sein wird.
Wir versuchen gut zuzuhören, was unsere Mitarbeiter für ihre Arbeit benötigen, was sie sich wünschen, welche Fahrzeuge besser sind als andere etc.
Es geht darum, das mit Ihnen zusammen zu besprechen und zu sagen: “Wie entwickeln sich eure Jobs und Prozesse so weiter, dass es für euch ideal funktioniert?
Da hat Anthony, der diesen Bereich leitet, eine total gute Hand für, eine gute Intuition das mit dem Team aufzubauen.
Also zuhören ist, glaube ich, das wichtigste und er schafft es auch sehr gut die Leute auszuwählen.
4: Welche Rolle haben Unternehmen wie Alpakas in der Gesellschaft?
PHILIPP:
Was ist die Rolle von Unternehmen wie Alpakas in der Gesellschaft? Wie sehr ist es auch Teil der Mission von Alpakas, Kunden sagen wir mal zu erziehen oder heranzuführen an einen neuen Weg, an eine andere Zukunft vielleicht auch?
SIMON:
Ich finde genau den Unterschied gut, den du auch gemacht hast, zwischen erziehen und heranführen.
Ich glaube nicht, dass Unternehmen, also … kleine Unternehmen in unserer Größenordnung, in der Lage sind, irgendjemanden zu erziehen.
Wir sind ein Dienstleister und kein Erzieher.
Es geht vielmehr darum, die Präferenzen der Kund:innen zu verstehen. Sie haben bestimmte Bedürfnisse in ihrem Leben und haben kein Interesse sich zu überlegen, wie sie besser zu einer Firma passen würden.
Sondern die sagen: ich brauche etwas; gibt es jemanden, der das erfüllt?
Also Erziehung gibt es eigentlich nicht. Unsere Arbeit ist es, die Bedürfnisse der Kund:innen zu verstehen und unseren Service daran orientiert zu entwickeln: Latente Bedürfnisse aufzudecken und zu demonstrieren, dass das tatsächlich bedienbar ist.
Leute haben ein Störgefühl, mit dem Plastik, den Müll, den sie verursachen und der Unsicherheit, zum Beispiel; wie FahrerInnen behandelt werden.
Das zu verstehen, das zu artikulieren und in einen Service umzusetzen, mit dem sich Kund:innen wohlfühlen - das ist der Schlüssel.
Als Dienstleister erleichtern wir etwas, was unsere KundInnen sowieso schon wollen.
Wir können im Prinzip keine Bedürfnisse bei potenziellen Kund:innen initiieren.
5: Quickfire Fragen
PHILIPP:
Zum Abschluss habe ich noch ein paar Quickfire Fragen für dich. Ich gebe dir Begriffe und du antwortest intuitiv, was dir dazu einfällt.
SIMON:
Lebensmittel sind:
"Ein ganz großer Teil meines Lebens."
Alpakas ist:
"Eine tägliche Freude."
Teamwork bedeutet:
"Gemeinsam zu entscheiden, was die Prioritäten sind."
Ich bin dankbar für:
"Die letzten acht Monate in denen ich Alpakas starten durfte… für sehr, sehr vieles, für die Familie, die ich habe, für den Freiraum, den ich habe.
Dafür, dass ich in einer so großen Sicherheit aufgewachsen bin, dass ich das Privileg hab in irgendeiner Form berufliche Selbstverwirklichung tätigen zu können. Das ist der größte Luxus, den es gibt.
Ich bin dankbar für meine Frau, ich bin dankbar, dass ich in einem sicheren Land leben kann, dafür, dass ich Lebensmittelsicherheit habe, dass ich ein Dach über den Kopf habe, für ganz viele Dinge bin ich dankbar!"
Wenn du nur eine spezifische Sache auf der Welt ändern könntest, was wäre das?
"Dass Macht nicht korrupt machen würde.
Tut es aber und deswegen brauchen wir komplexe Systeme wie Demokratien.
Wenn wir einfach nur die schlausten Leute irgendwo hinsetzen könnten und die würden die besten Regeln machen zum Wohle aller, das wäre eine andere Welt."
PHILIPP:
Vielen Dank Simon, ich schätze, dass du dir Zeit genommen hast. Alles Gute und weiterhin viel Erfolg!
SIMON:
Sehr gerne, hat Spaß gemacht!