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Tasty Brands ep006: Katharina & Manuela LIZ Agrar Marketing Tirol

Unser Ziel ist es, innovative Wege zu gehen und gleichzeitig das Bewährte mitzunehmen. 

Es geht darum, die Landwirte in die Zukunft zu führen, unsere klein strukturierte Berglandwirtschaft zu erhalten und regionale Alternativen zu importierten Waren zu bieten

Katharina Maizner - Leitung Lebensmittelinnovationszentrum Agrar Marketing Tirol


Katharina Maizner & Manuela Fratzl

Im heutigen Gespräch für Tasty Brands begrüße ich Katharina Maizner und Manuela Fratzl von Agrar Marketing Tirol. Katharina ist Leiterin des ersten Lebensmittelinnovationszentrums in Österreich. Das LIZ hat es sich zur Aufgabe gestellt, die klein strukturierte Berglandwirtschaft zu unterstützen und regionale Produkte durch Innovation und Vermittlung von praktischem Know-how zu fördern. 

Manuela ist im LIZ zuständig, das Innovationsnetzwerk aufzubauen, die gesamte Kette soll abgedeckt sein von Herstellern und Produzenten zu Start-ups so wie Universitäten bis hin zum Handel. 

Das LIZ ist ein einzigartiges Projekt, das Unternehmern und Landwirten eine Spielwiese eröffnet, sich neu zu erfinden oder bewährtes neu aufleben zu lassen. 

Mit Katharina und Manuela habe ich darüber gesprochen, was Innovation ausmacht, welche Potenziale es in der klein strukturierten Berglandschaft gibt und was ihre Ziele für die Zukunft der Tiroler Landwirtschaft sind.



1. Warum ist Innovation so wichtig?

LIZ Farmlab

PHILIPP: 

Warum ist Innovation so wichtig für euch?

KATHARINA: 

Innovation braucht es in diversen Bereichen – um den Blick über den Tellerrand zu wagen und zukunftsfähig zu bleiben. Ob man das jetzt als innovativ oder als Innovation betitelt …

Es geht darum, Neues zu entwickeln und Bestehendes zu verbessern, um den Anforderungen der Zeit gerecht zu werden, insbesondere in der klein strukturierten Landwirtschaft.

MANUELA: 

Innovation bedeutet Veränderung. 

Für uns ist es wichtig, den Innovationsbegriff einfach greifbarer zu machen. 

Gerade, weil es ja hauptsächlich um unsere Hauptgruppe, die kleinstrukturierte Familien-Landwirtschaft geht. Es liegt uns da schon sehr am Herzen, das Ganze eben runterzubrechen und da wirklich was weiterzubringen und die Menschen für den Begriff allgemein zu sensibilisieren. 

Wie man jetzt einer Bäuerin oder einem Bauern Innovation erklärt? 

Da würde ich den Begriff Innovation ehrlich gesagt gar nicht so oft in den Mund nehmen, weil es immer etwas Abschreckendes ist.

Es ist eben so unnahbar und wird oft mit etwas rein Technischen in Verbindung gebracht, was aber nicht immer der Fall ist.

Aber Innovation braucht es immer und hat es schon immer gebraucht. 

Katharina: Und Innovation hat es immer gegeben, auch wenn sie nicht immer so benannt wurde. Wenn wir das Vermitteln können, haben wir schon viel erreicht.

Das Ganze gehört natürlich gut überlegt. Es ist da immer sehr viel Kapital im Spiel. Im Lebensmittelinnovationszentrum bieten wir Produzenten die Möglichkeit, in einem sicheren Umfeld neue Lebensmittelideen zu erforschen und zu entwickeln. 

Das Wichtigste ist, dass eine Idee nicht nur eine Idee bleibt, sondern umgesetzt wird.

Das LIZ Genusswerk in Innsbruck

2. Die Berglandwirtschaft zukunftsfit machen

PHILIPP:

Wie ist das LIZ aufgebaut?

Das Lebensmittelinnovationszentrum besteht aus vier verschiedenen Bereichen.

Wir haben da den Bereich Farmlab, wo es wirklich darum geht, Lebensmittel von Grund auf anzubauen, sich anzuschauen, wie funktioniert der Anbau, wie funktionieren auch verschiedene Bereiche wie das Winterfrischgemüse beispielsweise. 

Da geht es wirklich um den Rohstoff.

Dann gibt es den Bereich des Genusswerks, da geht es dann wirklich vom fertigen Rohstoff bis zur Entwicklung des fertigen Produktes, welches man jetzt im Einzelhandel oder in der Direktvermarktung wiederfinden kann. 

Das Genusswerk verfügt über eine Produktentwicklungsküche.

Dort wurde zum Beispiel ein Hanfsenf entwickelt, der jetzt in Produktion geht. Das entstand in Kooperation. Mit dem Anbau von Speisehanf und Abstimmung mit einem Produzenten, welcher für uns dann diesen Hanfsenf auch entwickelt hat. 

PHILIPP:

Katharina, was ist deine Vision für das Innovationszentrum?

KATHARINA:

Die Mission vom Lebensmittelinnovationszentrum ist es, die klein strukturierte Berglandwirtschaft zu fördern – so produzentennah wie möglich. 

Wir bieten Unterstützung in Forschung, Anbau und Produktentwicklung bis hin zur Direktvermarktung. Dabei liegt der Fokus auf Kooperation und Vernetzung zwischen Landwirten, Gastronomie und Handel. Wir möchten, dass Landwirte durch Innovation eigene Wege gehen und sich nicht nur an Massenproduktion orientieren müssen.

PHILIPP:

Das bedeutet im Endeffekt, dass alle Stakeholder partizipieren an dem Produkt, oder? Ihr bringt die Leute zusammen.

KATHARINA:

Genau, wir vernetzen alle Schnittstellen miteinander, nicht nur innerhalb der Agrarmarketing Tirol, sondern auch in Kooperation mit der Landwirtschaftskammer Tirol und den Universitäten. 

Unser Ziel ist es, die Landwirte in die Zukunft zu führen, die Berglandwirtschaft zu erhalten und regionale Alternativen zu importierten Waren zu bieten, auch im Bereich Fleisch- und was Eiweißalternativen betrifft.

Philipp: Was motiviert euch dabei, dieses Ziel zu verfolgen?

MANUELA:

Unsere Motivation ist der Erhalt der Kleinstruktur, die für die Kulturlandschaft, Arbeitsplätze und traditionelle Familienbetriebe entscheidend ist. Es geht um viel mehr als nur die Landwirtschaft an sich – es geht um den Erhalt eines gesamten Systems. 

Es hängen Arbeitsplätze dran, es hängen Familien und Familienbetriebe dran, die teilweise schon über Jahrzehnte, ja schon fast über Jahrhunderte am Laufen sind. 

PHILIPP:

Sind kleine landwirtschaftliche Betriebe in Tirol bedroht und wie wichtig ist Innovation für deren Fortbestand?

MANUELA:

Bedroht ist jetzt ein bisschen grob ausgedruckt, aber um diesen Innovationsprozess zum Laufen zu bringen, braucht es halt eine Sensibilisierung für Innovationen und dieses Aufzeigen, was es schon gibt und was man selber ändern könnte. 

Oft liegt die Herausforderung darin, Generationenunterschiede in Familienbetrieben zu überbrücken, wo Generationen quasi aufeinander prallen und aufzuzeigen, was geändert werden könnte.

Oft ist die Frage aber, es läuft ja einigermaßen gut und warum sollte man es sich jetzt noch schwerer machen und wieder was ändern? 

KATHARINA:

Finanzielle Gründe sind oft ein Hindernis für Veränderungen, besonders bei Investitionen wie Stallbauten. Viele Landwirte haben Nebenberufe und wenig Zeit für neue Ideen. Unser Ziel ist es, frische Perspektiven einzubringen und Landwirte auf neue Wege aufmerksam zu machen.

PHILIPP:

Es gibt wenige Branchen, in denen es so zäh ist zu bestehen wie für einen Landwirten, wo so hart gearbeitet wird und so viel Aufwand damit verbunden ist. Ist es deshalb besonders wichtig, von außen Impulse zu setzen? 

KATHARINA:

Ja, meiner Meinung nach ist es sehr wichtig auch von außen Impulse zu setzen. Im Gespräch mit Landwirtinnen merkt man schnell, dass oft die eigene Leistung kleingeredet wird oder dass ihnen die hohe Qualität ihrer Produkte im Vergleich zu Mitbewerbern gar nicht direkt bewusst ist.

Eine externe Sicht kann helfen, das Bewusstsein für ihre innovativen Ansätze zu stärken und sie zu ermutigen, diese stärker nach außen zu tragen.


3. Sind Ernährung und Lebensmittel immer ideologisch?

PHILIPP:

Ihr habt keine Ernährungsideologie, die ihr verfolgt? Sondern es geht einfach darum, Regionalität durch Innovation zu fördern?

KATHARINA:

Ich nehme das Wort zwar nicht gerne in den Mund, aber: Unsere Ernährungsideologie, wenn man das so ausdrücken möchte, ist, dass wir eine ausgewogene, gesunde Ernährung befürworten. 

Die besteht natürlich aus Proteinquellen, aus Kohlenhydrate, Fett, Eiweiß, wenn man das in dem Fall einfach mal so banal herunterbrechen möchte. 

Das heißt eben ausgewogen, vielseitig und da gehört eben alles Mögliche dazu, genauso auch einmal ein gutes Stück Fleisch, wenn man das für sich so entscheidet. 

Mir persönlich ist es immer sehr wichtig, wenn ich Fleisch konsumiere, dass es eine gute Qualität ist, dass ich weiß, woher das kommt, wie das Tier gelebt hat, dass es dem auch gut gegangen ist.

Wir legen Wert auf Qualität, Herkunft und Transparenz, insbesondere bei Fleisch. Und vertrauen auf Qualitätssiegel wie das "Qualität Tirol Gütesiegel".

PHILIPP:

Katharina du hast ja auch einen ernährungswissenschaftlichen Hintergrund, richtig? 

KATHARINA:

Ja, ich habe Ernährungspädagogik studiert und war in verschiedenen Bereichen tätig, von Kinderernährung bis hin zur Produktentwicklung. Mir liegt eine ausgewogene Ernährung am Herzen, und ich möchte keine kurzlebigen Trends verfolgen, sondern auf Vernunft und Körpergefühl hören.

PHILIPP:

Ist deine grundsätzliche Message in dem Sinn einfach Qualität und weniger ist mehr? Balance ist der Schlüssel zur gesunden Ernährung? 

KATHARINA:

Genau, das trifft es. 

Bei uns geht es ja schon lange nicht mehr darum, uns zu sättigen, sondern Essen ist wie eine Art Religion geworden. 

Ich kann nur die Message mitgeben, man soll auf sich selbst hören. Die meisten Menschen in Tirol haben den Luxus, sich bewusst für qualitativ hochwertige Lebensmittel zu entscheiden zu können. 

Da geht es darum, auf sich selbst zu hören und Qualität vor Quantität zu stellen.


4. Die Zukunft der Tiroler Landwirtschaft

PHILIPP:

Wenn wir uns vorstellen, es ist 2040, wir sind in der Zukunft und das Lebensmittelinnovationszentrum ist gewachsen, es hat sich alles gut weiterentwickelt. Wie sieht diese Zukunft aus?

KATHARINA:

Wenn alles gut läuft, haben wir viele Innovationen und neue Produktideen entwickelt. Die heimische Berglandwirtschaft ist gestärkt, und  jeder würde gerne in der Landwirtschaft arbeiten und ist stolz darauf.

MANUELA:

Wichtig wäre auch, die Verbindung zwischen Start-ups und Landwirten zu stärken. 

Nicht jeder Landwirt ist gerne der, der seine eigenen Produkte verarbeitet. Es gibt Leute, die bauen einfach nur gerne an und ernten das. Aber wirklich daraus was zu machen über unser Netzwerk, das wäre cool.

Wir wollen eine Plattform sein, die Zusammenarbeit und Kommunikation erleichtert, sodass Ideen leichter umgesetzt werden können.

PHILIPP:

Ich bin gespannt auf die weitere Entwicklung des Zentrums. Toll, dass es so etwas gibt!

MANUELA:

Ja, das Innovationszentrum ist wirklich etwas Einmaliges in Österreich.

KATHARINA:

Wir sind mit dem Lebensmittelinnovationszentrum auf einem guten Weg. Das Genusswerk, unsere Produktentwicklungsküche mit Seminarraum in Innsbruck, ist bereits gut gebucht. 

Dort finden Veranstaltungen mit regionalen Lebensmitteln statt, was unseren Fokus auf regionale Kulinarik unterstreicht.

PHILIPP:

Sehr schön, vielen Dank schon mal für dieses spannende Gespräch, zum Abschluss habe ich noch eine Frage und dann kommen wir zu den Quickfire Fragen. 

Wenn ihr eine Botschaft auf einer großen Anzeigetafel in Innsbruck platzieren könntet, was würde darauf stehen?

KATHARINA:

 Ich würde "Könnte, sollte, machen" schreiben, wobei "könnte" und "sollte" durchgestrichen sind, sodass nur "machen" und "Lebensmittelinnovationszentrum" zu lesen sind.

MANUELA:

Ich finde "Die Zukunft ist jetzt" passend, auch wenn es schon von Ali Mahlodji dem Influencer verwendet wird. Aber es bringt es auf den Punkt.

Manuela, Katharina & Philipp

5: Quickfire Fragen

PHILIPP:

Und jetzt zu den Quickfire-Fragen. 

Wie würdet ihr Landwirtschaft beschreiben?

MANUELA:

Landwirtschaft ist geil!

PHILIPP:

Ideen finden bedeutet?

KATHARINA:

Offen für Neues sein.

MANUELA:

Durch Kreativität.

PHILIPP:

Was ist Innovation?

KATHARINA:

Neues Denken. Umsetzen, machen. Umsetzen, machen. 

MANUELA:

Innovation ist die Zukunft.

PHILIPP:

Agrarmarketing Tirol ist?

MANUELA:

Zukunftsorientiert.

PHILIPP:

Eure Mission ist?

KATHARINA:

Die klein strukturierte Landwirtschaft fördern.

PHILIPP:

Was ist Erfolg?

MANUELA:

 Teamarbeit.